Meine Genesungsgeschichte © Dirk Riske

Auf einige Anfragen hin habe ich mich entschlossen hier eine kleine Geschichte von mir zu erzählen.

DoppelbizepsMit 15 Jahren meldete ich mich bei den Gewichthebern in Hagen an. Natürlich war ich da noch kein Rohköstler. Schnell merkte ich, dass ich das Talent in der Technik des Gewichtshebens besaß. Ich wurde mit 16 Jahren wegen guter Leistung im Gewichtheben in der Presse bekannt. Nebenbei trainierte ich zusätzlich meinen Bizeps und Bankdrücken. Die Muskeln wuchsen immer schneller - zum Leid des Gewichtshebens, denn da sind dicke Bizepse wirklich störend.

So ging ich dann in ein Bodybuildingstudio um richtig auf Muskelbildung zu trainieren. Es war unglaublich. Ich baute in einem Jahr über 20kg gut trainierte Muskeln auf. Von 58kg ging es auf 78kg! Und so machte ich meine erste Meisterschaft mit. Beim Ruhrpokal holte ich den zweiten Platz. So hatte ich auf diese Weise wieder meine Bestätigung bekommen - oder das Defizit an Liebe kompensiert - zumindest für den Moment.

Bodybuilding früherWeil ich in diesem Sport noch weiter kommen wollte, nahm ich Eiweißpräparate und synthetische Vitamine. Ich wurde dadurch noch massiger. Das Gewicht stieg steil an! Mit 17 Jahren lernte ich im Fitnessstudio eine Frau kennen, die mich im Bodybuilding finanziell fördern und groß heraus bringen wollte. So bekam ich regelmäßig Geld von ihr oder Fleisch und Präparate zum Aufbau der Muskulatur. Ich wurde wirklich riesig für mein Alter.

Da bemerkte ich die ersten Anzeichen dafür, dass etwas mit mir nicht in Ordnung war. ich hatte Stiche in der Nierengegend. Und auch sonst fühlte ich mich oft sehr matt. Ich wog zu der Zeit 110kg, es ging auf die Meisterschaft zu. Und dafür musste ich definieren. Um keine Muskulatur abzubauen, bekam ich von diversen Leuten Steroide, meine Freundin und Sponsorin verabreichte mir diese mittels Spritzen.

Ich baute meinen Körper wirklich noch gut aus und für mein Alter war das von der asse her zu diesem Zeitpunkt schon absolute Spitze. Aber ich gewann leider wieder nur den zweiten Platz am Ruhrpokal obwohl ich so riesig war. Ich hatte einfach zu wenig Definition erarbeitet und die Diät nicht so streng eingehalten.

Ich hatte gerade seit einigen Tagen die Diät beendet und war am Abend in einer Disco am Abtanzen als mir schwarz vor Augen wurde und ich zusammenbrach. Im Krankenhaus wachte ich wieder auf der Intensivstation auf.

Ich stand kurz vor dem absoluten organischen Versagen. Das Herz war durch die Steroide aufgeblasen wie ein Handball. Besonders die eine Herzkammer hatte sich stark vergrößert, was auf eine absolute Herzschwäche hinwies. Die Leber stand kurz vor dem Versagen, die Nieren hatten unbemerkte Entzündungen davon bekommen. Überall hatten sich Wassereinlagerungen gebildet. Durch die Chemie war die gesamte Darmflora zerstört und ein Pilz hatte sich breit gemacht.

nach dem BodybuildingDer Arzt machte mich auf die Spätfolgen aufmerksam, die ich noch zu erwarten hätte. Er erklärte mir, dass ich nicht mehr lange zu leben hätte, wenn ich den Sport weiter machen und weiter Steroide nehmen würde. Natürlich wollte ich leben und so hörte ich mit großem Bedauern mit diesem Sport auf, hatte auch wieder das ganze Körpergewicht verloren. So wog ich dann mit 20 Jahren um die 80 kg.

Seitdem hatte ich aber immer mit hohem Blutdruck zu tun. Der Arzt erzählte mir auch, dass ich im Laufe des Lebens noch mit Spätfolgen - wie Lebertumoren - zu rechnen hätte, die noch von dem Steroiden-Missbrauch herrühren würden. Mein Fehler war einfach, dass ich zu naiv gewesen war und die Steroide eingenommen hatte.

Nach diesem vernichtenden Urteil hörte ich zwar noch nicht ganz mit meinem Training auf. Aber der Tod spukte so in meinen Kopf herum, dass ich das Training nicht richtig ausüben konnte. So hörte ich nach einiger Zeit damit auf. Und das merkwürdigste war: Die Leute die mich damals durch Geld oder andere Mittel gefördert hatten, waren auf einmal nicht mehr anzutreffen.

Der Bodybuildingsport selbst hatte mit meiner Erkrankung nichts zu tun. Um mich aber kurz zu halten: Viele Jahre später hatte ich dann auf einmal diese Tumore was für mich trotz Vorwarnung ein großer Schock war. Ich stand neben mir und wusste nicht mehr was ich tun sollte, war absolut hilflos und wollte nur noch gehen, gehen und gehen.

 

Auf vegetarische Ernährung war ich zu dem Zeitpunkt gerade ein paar Wochen. Nun kam mir in den Sinn was ich alles so gelesen hatte an Büchern. Rohkost und Fasten und naturbelassen leben!
Auf keinen Fall wollte ich die Chemo-Therapie machen - dann lieber sterben! Ich reinigte gründlich meinen Darm mit der Hydro-Kolon-Therapie und fastete einige Tage, um dann auf die Rohkost umzusteigen. Der Arzt rief mich noch mehrmals besorgt wegen ablehnenden Haltung gegen die Chemotherapie an, aber ich ließ mich nicht umstimmen.

Nach dem Fasten lief ich täglich meine Runden im Wald, warf mich auf die Wiese und aß das Gras wie ein Rindvieh. Oft erbrach ich daran. Ich kaute das Gras nur und spuckte den Trester wieder aus. Nach dieser Entsäuerung durch die Kräuter stieg ich auf Früchte um. Ich konnte immer weitere Strecken. Zuletzt waren es am Stück 120 km. Es war wie ein Weglaufen vor dieser Krankheit! Und dann immer wieder dieser Druck im rechten Oberbauch und dieses Erbrechen. Oft dachte ich, dass der Tumor immer weiter wächst und wächst. Dieses Denken machte mich fast wahnsinnig - doch ich wollte unbedingt positiv denken, um meine Zellen auch so zu programmieren.

Das klappte auch nach einer Weile. Es war wie ein gleichzeitiges Entfrusten der Seele: ich wog nur noch 58kg bei 176cm Körpergröße. Nach einem halben Jahr ging ich wieder zum Arzt und habe mich mit großer Angst im Bauch untersuchen lassen. Völlig erstaunt fragte er mich, bei was für einem Arzt ich denn gewesen sei. Ich sagte: "bei keinem Arzt war ich, warum?" Ungläubig erwiderte er:"weil von den Tumoren kaum noch etwas zu sehen ist!" Ich stand auf und konnte es selbst kaum glauben. Er sagte: "Egal wie Sie das erreicht haben, machen sie das weiter - es hilft!"

Und ich machte weiter, obwohl ich damals auch diverse Rückfälle gehabt hatte. Aber die Heilung bestätigte mir diese Lebensweise und deswegen werde ich sie nie verlassen.
Natürlich haben auch Menschen wie meine Mutter, und zu der Zeit auch meine Frau, mich begleitet aber leider nicht unterstützt. So musste ich mich auch vom seelischen Ballast befreien, indem wir uns trennten aber dennoch gut befreundet sind. Heute ist von der Krankheit nichts mehr übrig geblieben, außer einem frustrierten Arzt.

 

Dirk Riske