Psychische und Physiologische Zusammenhänge - Seite 5 © Dirk Riske

 

Impulse

Es stellt sich nun die Frage, wie gehe ich mit Ereignissen um, die in das Leben treten? Wie kann ich meine Entwicklung bewerten?

Das Gesetz des Impulses gibt hier eine Antwort. Es besagt, dass wir alle unserem jeweiligen Bewusstseins- und Entwicklungsstand gemäß die Bedürfnisse und Impulse in uns tragen, die wir leben müssen. Welche sind meine Impulse? Sie zeigen sich oft in Gedanken oder Gefühlen, die uns zum Handeln motivieren, doch bleiben viele andere genauso wichtige Impulse oft ungehört. Die feinen, leisen Impulse sind es, die wir oft überhören. Erst wenn wir aufgewacht sind, stellen wir fest, dass wir geschlafen haben. Es ist schön erschütternd genug festzustellen, dass wir geschlafen hatten. Genauso erschütternd ist es zu erkennen, dass fast alle Menschen schlafen, ohne dessen bewusst zu sein. Unsere Impulse sollten wir bewusst leben, sonst werden diese im Schatten verdrängt. Und dieser kommt eines Tages mit aller Macht ins Leben gebrochen und wird uns mit einer Lebenssituation konfrontieren. Diese wird dann oft als Leid, Kummer, Krankheit oder Pech gesehen. Oft vergessen wir dabei allzu leicht, dass wir es selbst waren, die jene Situation erschaffen haben.

Es kann im Leben nur Impulse geben, die von unserer Psyche ausgehen, diese animieren mich zu einem bestimmten Verhalten, damit ich lerne und zu einem neuen Bewusstsein gelange. Wie man darauf kommt?

Ein toter Körper handelt nicht aus sich selbst heraus. Der tote Körper kennt aus sich keine Handlungsimpulse. Also müssen diverse Impulse im Bewusstsein oder im Unbewusstsein entspringen.
Sie äußern sich zu Entspannen, zu Schlafen und uns zu bewegen. Dies sind Impulse, die auf den Körper gerichtet sind. Man hat auch das Bedürfnis, zu kommunizieren, sich zu entwickeln, usw. Diese Impulse sind immaterielle Ziele. Der Ursprung ist also die Psyche des Menschen, die Impulse entspringen aus einem selbst und sollten deswegen ausgelebt werden. Als Beispiel: je mehr wir unsere Sexualität verdrängen, desto stärker wird der Trieb. Er wird nach außen projiziert. Dem wird z.B. in Sexmagazinen, pornografischen Filmen und ähnlichem Ausdruck gegeben. Die Projektion zeigt sich aber auch in der Verherrlichung oder gar Vergötterung von Schönheitsidealen, die uns wiederum täglich dann vor Augen führen, wie minderwertig wir doch sind, weil wir diesen Idealen nicht entsprechen.

Weil wir uns selbst nicht lieben, nicht annehmen, nicht schön finden, projizieren wir das Schöne nach Außen und erheben es zum Kult. Die Spirale dreht sich weiter, weil wir die scheinbare Differenz zwischen dem Ideal und uns sehen, unser Minderwertigkeitskomplex verstärken, und uns auch noch selbst für unser So-Sein verachten. Dies ist ein trauriger Prozess! Und das alles nur, weil wir uns selbst nicht annehmen, nicht lieben, wie wir unsere Bedürfnisse verdrängen, unsere Impulse nicht leben. Sie werden dann nach außen projiziert oder einen gewaltigen Schatten aufbauen.

Durch die eigenen Zuwendung zu mir selbst kann ich zur besseren Gesamtsituation beitragen. Unterdrücke ich meine Impulse, so unterdrücke ich auch meine latenten Anlagen und Fähigkeiten und weise diesbezüglich ein Defizit auf. Wage ich es in bestimmten Situationen nicht, mich durchzusetzen, obwohl es auch angebracht wäre, so habe ich bei der Wiederholung ein Defizit an Durchsetzungsvermögen.

Man befindet sich im Minuspol und dieser will sich ausgleichen, weil der Schatten heraufdrängt. Wir kommen mit Menschen in Berührung, die ihre Durchsetzung ausleben - und das auch meist noch überzogen. Ein überzogener Pluspol ist auch nicht mehr anzustreben als ein Minuspol. Das rechte Maß ist der goldene Mittelweg.

Betrachen wir also die Situationen in denen wir uns befinden - und erkennen dann, welche Impulse wir nicht gelebt haben oder verdrängten, welche Anlagen und Fähigkeiten wir nicht entwickelt haben. Dies ist die Voraussetzung, um auf dem Weg zur Ganzwerdung vorwärts zu kommen. Sicherlich wird sich nicht alles Leid vermeiden lassen, Alle müssen immer wieder lernen. Wir können uns jedoch aus einer leidvollen Spirale und auch aus festgefahrenen Mustern befreien, und dadurch mehr Lebensfreude erfahren und uns glücklich fühlen.

Sollten wir unsere Impulse denn ausleben? Das System oder auch die Gesellschaft diktiert uns auf, was wir lassen sollen - und was sich nicht ziemt. Wir sollten uns trotzdem die Freiheit nehmen das zu tun, was uns zusagt - So weit wir niemand in seiner Entwicklung beschränken. - auch wenn andere sich die Freiräume selbst nicht nehmen, sie daher für sich ablehnen und auch nicht möchten, dass andere sie leben. Befreien wir uns also von gesellschaftlichen und familiären Forderungen, die uns selbst nicht entsprechen, die wir nur anderen zuliebe eingehalten haben. Befreien wir uns also von der negativen Persona - von der Maske.

Wenn ich das Bedürfnis habe, in einer Lokalität laut zu lachen, so sollte ich dies tun. Oder wenn ich das Bedürfnis habe, meinen Partner auf offener Straße engumschlungen zu küssen. Auch wenn andere sich darüber ärgern. Nur wer sich selbst nicht traut, seine Gefühle in der Öffentlichkeit zu zeigen, wird dies auch anderen nicht zugestehen. Sagen wir ja zum Leben, zu unseren Gefühlen, zu unseren Impulsen.

Jetzt könnte man natürlich sagen, dass auch das Bedürfnis einen Menschen zu schlagen oder zu töten ein Impuls ist - und sich fragen, ob man diesen etwa auch ausleben sollte. Ganz wichtig, es sollte immer die Würde des anderen beachtet werden. Es wird natürlich auch immer Menschen geben, die aufgrund ihrer bisherigen Entwicklung und ihres bisherigen Bewusstseins nicht in der Lage sind, sich in solchen Situationen zu beherrschen. Ein höheres Bewusstsein wird sich immer beherrschen können. Wenn nicht, dann wird er mit der ganzen Konsequenz daraus lernen müssen.

Also: lerne dich kennen - deine Gefühle, Bedürfnisse und Impulse. Akzeptiere und lebe sie auch. Vergleiche, welche mit deinem Umfeld kollidieren, prüfe sie daraufhin, ob sie beim Ausleben zur Einschränkung der Selbstentfaltung eines Anderen kommt, oder ob sie auf Ablehnung aufgrund von Minderwertigkeitskomplexen oder dem Schatten beruhen.
Denke: nur du lebst dein Leben und kein anderer kann es für dich leben. Aus dem Lernen ergibt sich eine Auflösung des Impulses, so dass andere Impulse jetzt im Vordergrund stehen. Je mehr man aufgelöst hat, desto mehr treten jene tieferen Impulse in unser Bewusstsein.

So nähert man sich Schritt für Schritt dem ureigenen Impuls, zur Einheit zurückkehren zu wollen.
Der Weg des Menschen führt über das Außen zu seinem Inneren. Habe ich den Impuls, gerne Gärtner zu sein, muss ich den Weg auch gehen, wenigstens so lange, bis ich für mich durch bestimmte Lernerfahrungen eingesehen habe, dass Gärtner nicht mehr das richtige Betätigungsfeld für mich ist. Sollte mich das Gärtnern aber ein ganzes Leben lang faszinieren, dann natürlich so lange.

Zusammengefasst

Grundsätzlich sind alle Impulse gleichwertig und lebenswert. Das Verdrängen von Impulsen führt zu einer anwachsenden Impulsenergie, die sich in unserem Leben Raum erzwingt. Diese angestaute Impulsenergie kann in extremen Situationen nicht mehr rational gesteuert werden. Schattenabbau kommt nur durch Ausleben der Impulsenergie. Wir sollten sie immer leben, so lange nichtdie Würde des anderen Menschen angetastet wird.

Fragen

Welche Impulse verspüre ich?
Welche sind leise und laut?
Wie gehe ich damit um?
Verdränge ich manche Impulse regelmäßig?
Lebe ich nur bestimmte Impulse aus?
Bin ich darin einseitig und lebe nicht die Impulse aus, die aus dem positiven Pol kommen?

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