Wildkräuter - Seite 2

»Gras? Gras?« fragst Du. »Das ist aber wirklich nur was für die Rindviecher auf der Weide, die einen Zweitmagen für dessen Verdauung ihr eigen nennen!«

Vorurteile, lauter Vorurteile. Mir bekommt's ausgezeichnet. Und eine Bekannte aus der Stadt, die im Winter mit der UrMedizin anfing und keine Unkräuter mehr fand, ist danach richtig aufgelebt. Sie pflückte es am Rande der zu Schrebergärten führenden Wege, wo nicht so viel Autoverkehr herrschte.

Ich weiß nicht, was hinter Deiner Stirn vorgeht, und wie oft Du schon »der spinnt« gedacht hast. Bevor Du mir später heimlich Abbitte leisten mußt, rate ich Dir: Probier es doch erst einmal aus, ehe Du vorschnell urteilst.

»Wie bist Du nur auf diese verrückte Idee gekommen, Gras als eßbar für uns Menschen anzusehen?« fragst Du, völlig perplex.

Ich sah in einem Film über ein Hungergebiet in Äthiopien, wie Mütter ihren bis auf die Knochen abgemagerten Kindern Zeitungspapier kleinschnitten und als Suppe auf dem offenen Feuer im Kochtopf zubereiteten, während ein paar Schritte weiter von ihnen viel Gras wuchs... Da zündete es in mir!

Wenn Gras eßbar wäre,9956/9 müßten die Menschen in der dritten Welt nicht mehr Hungers sterben, dachte ich. Ich griff also zu. Und tatsächlich: Gras war zu essen und zu schlucken! Es dauerte nur etwas länger, bis es im Mund saftig wurde. Mein Gott, sagte ich mir, es ist doch nicht möglich, daß Du der erste Zivilisierte auf der Welt bist, der auf die Idee kommt, das überall in Hülle und Fülle wachsende Gras zur menschlichen Ernährung vorzuschlagen! Auf, also mal wieder in die Universitätsbücherei und nachgeforscht. Es dauerte lange, aber ich wurde fündig. Eine Studie der englischen Universität Oxford berichtete über Forschungen im ersten Weltkrieg, das Eiweiß von Gras als Nahrungsersatz zu verwenden. Alles wurde damals damit versucht: Gras wurde getrocknet, mit allen möglichen Verfahren behandelt - aber es blieb vergeblich. Nur auf eine Idee kamen die Forscher nicht, auf die einfachste: es mal in ihren Mund zu stecken. Und dann den hungernden Soldaten in den Schützengräben zu empfehlen: Eßt ruhig Gras, wenn die Gulaschkanone ausbleibt, dann habt ihr Vitamine und Eiweiß - und werdet satt! Dann ließ ich das Gras von einem Universitätslabor analysieren, weil auch darüber nichts in der Literatur zu finden war. Wenn Du die Tabellen unter Kapitel 9.81 und 9.84 vergleichst, dann erkennst Du, daß dessen Vitamine und Mineralien sogar vielfach über denen der Gemüse liegen.

Was gut und erforderlich ist für Deine Gesundheit ist es auch für die Erde.

»Aber Gras! Wenn ich einem Menschen erzählte, daß ich Gras esse - also, die halten mich dann wirklich für völlig übergeschnappt! Dann ißt Du ja tatsächlich wie die Hasen! «9956/9

Richtig: Und genau so gesund bin ich auch. Und für was Dich andere halten, das ist doch wurscht. Klar: Niemand beißt gerne ins Gras, aber wenn es Dir Deine Leiden nimmt, und das tut es, führst Du diesen Spruch ganz schnell ad absurdum. Da lachst Du Dir heimlich ins Fäustchen, wenn die Dich für übergeschnappt gehalten Habenden sich längst das Gras von unten ansehen müssen - während Du es Dir winters über immer noch von oben pflücken kannst. Wie ich im letzten Januar: Draußen liegt Schnee. Meine Frau ist gerade dabei, über den Obstsalat Gras und Gänseblümchenrosetten von unserer Wiese zu schneiden, als plötzlich ihre Tante Adele in der Tür steht. Mit erstaunten Augen betrachtet sie das Tun meiner Frau, sich dann selbst die Erklärung gebend: »Oh - ich wußte ja noch gar nicht, daß Du Dir auch ein Schwein hältst, für das Du Futter zu machen hast! Zeigst Du es mir mal?« Die Augen von Tante Adele hättest Du sehen müssen, als meine Frau auf mich wies: »Da steht das Schwein, für das ich das Futter mache!«

Ich kann verstehen, wenn Du vom Gras nicht viel hältst. Doch denke mal an den mächtigen Büffel und die Muskelspiele des Pferdes, wo sich Kraft mit Schönheit paaren - und das alles nur durch Gras. Warum bleiben wohl da die Vorschläge der Ernährungswissenschaftler aus, für das Säugetier Pferd eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung zu fordern?

Im Winter ißt Du vom Gras mehr von den unteren, weichen Stielen, oder Du schneidest Dir das obere Grün ganz klein. Ab Februar findest Du bereits ganz junges, weiches Gras, das sich gut kauen läßt. Sobald Du ein kleines Büschel zuerst nur ganz leicht zubeißend angekaut hast und es sich zu einem kleinen Klumpen im Mund zusammenballt, kaust Du kräftiger zu, bis es richtig saftig geworden ist. Dann kannst Du es problemlos und angenehm schlucken, weil es dann sogar ganz köstlich schmeckt. Die alte Urprogrammierung auf Wildgrün steigt nämlich langsam wieder in Dir hoch... Übrigens: Im späten Winter knospen oft schon manche Bäume, wie z.B. Ulme, Buche, Birke und Linde. Auch diese Knospen schmecken süß und angenehm.

»Ich hörte, daß es auch giftige Gräser gibt. Selbst die Kühe essen längst nicht alles auf einer Weide!«

Unsinn - es gibt keine giftigen Gräser, vielleicht halbgiftige Kräuter, die Dich aber durch ihren abstoßenden, gallig-bitteren Geschmack oder ihr Brennen vom Essen abhalten, wie ich schon andeutete. Ich will Dir gar nicht zumuten, eine Mahlzeit nur mit Gras zu bestreiten. Der Trick beim Genuß ist, es fein zu zerhacken, dann bemerkst Du es im Endivien-, Pflück-, Feld-, oder Portulaksalat, besser noch im Obstsalat nicht einmal. Ißt Du als Wohlstandsbürger Gras, dann zeigst Du den hungernden Völkern überdies, das es für sie einen Ausweg gibt. Du siehst, was Du mit der UrMethodik Gutes zu tun vermagst.9807 Gras zu essen wenn es sonst nichts gibt, das ist für Menschen gar nicht so abwegig, wenn sie in Not sind. Im jugoslawischen Bürgerkrieg griffen hungernde Bosnier auch dazu - soweit sie mit ihren Händen hinter die Absperrzäune ihres Gefangenenlagers greifen konnten...

Natürlich ist es - denk an die Affenmenschen! - viele verschiedenartige Kräuter zu essen.

»Wenn Du sonst so auf die Natur achtest, dann meine ich eher, weil im Winter bei uns kein Grün mehr wächst, hat der Körper auch keines nötig«, meinst Du.

Du hast vergessen, daß wir Menschen aus den Tropen kommen und erst verhältnismäßig kurze Zeit die kalten Zonen bevölkern. Und daß wir unberechtigt und gegen den Willen der Natur in Erdzonen eingedrungen sind, die nicht das ganze Jahr über Nahrung aus der Natur für uns bereitstellen. Wir können uns nur deshalb dort halten, weil wir uns Vorräte anlegen, uns bekleiden und unsere Häuser beheizen. Was - weil gegen den Willen der Natur - die Erdvernichtung beschleunigt. Unsere Herkunft aber liegt tief im Süden. Und da benötigt man keine Kleidung und keine Heizstoffe. Und Grün wächst da in Hülle und Fülle - solange der Mensch die Wälder dort nicht vernichtet, weil er Kriegsschiffe oder Pyramiden für Götter baut, oder um damit seine Nahrung durch Kochen und Braten kaputtzumachen.

»Und wenn ich so geschlaucht bin, daß ich nach der Arbeit wirklich nicht mehr Piep sagen und mir weit draußen Wildgrün suchen kann?«, meinst Du.

Larifari! Man entspannt sich nirgendwo besser als im Grünen. Dann fährst Du eben nach Büroschluß ein paar Stationen weiter mit dem Bus oder der Straßenbahn zum nächsten Park, in den Englischen Garten oder in einen anderen Stadtgarten. Oder in einen Zoo. Dort findest Du viele Plätze mit Wildpflanzen. Genau so, wie an den inneren Mauern von Botanischen Gärten. Oder in einen der Grüngürtel, nimmst Deine mitgenommenen Avocados oder Bananen heraus und ißt sie gemeinsam mit den dort gesammelten frischen Blättern. Scheue Dich auch nicht, auf Friedhöfen nach Wildpflänzlein und Grün an ungepflegten Stellen zu suchen - was soll’s!

»In Parks ist alles so steril und totgespritzt - von Wildkräutern nicht die Spur!« widersprichst Du.

Gespritzt wird meist nur unter Büschen, damit dort keine Wildkräuter aufkommen und alles »schön ordentlich« aussieht. Die Wiesen aber werden nur gemäht. Und so kannst Du Dir dort immer die Rosetten der Gänseblümchen ausstechen. Klar, das fällt nicht so einfach, wie in der nächsten Apotheke Giftmedikamente zu kaufen. Aber Du willst ja auch gesund werden, nicht wahr? Und nicht kränker, wie es mit der Chemie garantiert auf Dich zukommen wird. Ich habe auch von Blättern gesprochen. Und die findest Du an Bäumen und Sträuchern. Die sind sogar als UrKost erster Klasse anzusehen. Und vergiß nicht: Gras findest Du ja wohl immer! Wenn Du die Halme mit einem Messer in ein kleines Schüsselchen kleinschneidest, kannst Du Deine Banane darin wie ein Würstchen in Senf einstippen...

Achte bei Salaten und Gemüse darauf, daß alles aus dem biologisch-dynamischen Landbau stammt. Der biologische Landbau düngt die Pflanzen mit natürlichem Dünger (was aber kaum kontrollierbar ist), der biologisch-dynamische Landbau aktiviert die Erde mehr, handelt somit urzeitnäher. Ungesund im nicht biologischen Kulturgemüse (besonders stark in Rote Bete, Sellerie und Salaten) wirkt sich vor allem der hohe Phosphorgehalt aus. Wisse: Die Blätter von Blumenkohl, Rote Bete Kohlrabi und Möhre enthalten mehr Lebensstoffe und Vitamine als die Knollen.

Der Begriff »biologisch« ist leider noch nicht geschützt. Hier tummeln sich also auch Bauernfänger! In Supermärkten dürftest Du kaum unschädliche Produkte finden. Die besten Chancen, an unschädliche, natürliche Nahrung zu kommen, hast Du im Naturladen und beim Naturwarenversandhandel. (®Rz.980/2+3) Da bekommst Du Tamarinden, Durian (stinkt höllisch, schmeckt himmlisch, macht sinnlich!), Jackfruit, Rambutan, Mangos, Papayas, Leechies, Mangustans, Guaven und viele andere herrliche exotische Früchte.

Doch auch hier sind Weintrauben mit dem ebenfalls als ungefährlich eingestuften Kupfersulfat haltbar gemacht. Eine Behandlung dieser Art ist manchmal noch an den blauen Farbrückständen auf den Beeren erkennbar. Um der Mittelmeerfruchtfliege den Garaus zu machen, werden Weintrauben zum Teil auch mit Methylbromid begast, das alles andere als harmlos ist. Verantwortungsbewußte Versender führen sie deshalb erst gar nicht im Programm.

Nicht ganz so Schädliches erhältst Du auch bei einem Bio-Bauern (Adressen ® Rz.980), von dem Du weißt, daß er ohne Chemie arbeitet. Schau aber vorsichtshalber mal in dessen Ställe, ob nicht dort Kunstdünger, Giftspritzzeug und große Büchsen mit Schädlingsbekämpfungsmitteln herumlagern. Sieh Dir auch die Felder an, ob zwischen dem Mais und anderen Pflanzen noch etwas Unkraut wächst, oder ob er alles kaputtgespritzt hat. Und geh ruhig mal außerhalb der Verkaufszeiten dahin, ob da Leute das Unkraut von Hand jäten oder es mit Gift totspritzen.

Auch auf dem Markt findest Du manchmal noch Obstbauern, die kleines, verschrumpeltes Obst anbieten anstelle der gelackten Giftfrüchte. Da greif zu! Dort schmecken die Cox-Orange noch knackig-fruchtig!

Dann ist es Dir möglich, in den Feinkostgeschäften oder großen Kaufhäusern Südfrüchte und frische (gekühlte) Datteln zu erhalten, die meist nicht gespritzt sind. Vergiß nicht die kleinen asiatischen Läden in den Großstädten, die noch viele unbehandelte tropische Früchte anbieten.

Wer einen eigenen Garten besitzt ist natürlich besser dran:

Benutze darin nur natürliche Mittel zur Schneckenbekämpfung: Um die Beete streue (auf die Wegplatten) eine Lage Sand, in einer Breite von ca. 40 cm. Das hält sie Dir von den jungen Kohlrabi- und Salatpflänzchen am naturschonendsten fern. Wenn Du Holz verbrennst, verwahre die Asche, mische sie mit Kalk und streue sie zwischen die Pflanzenreihen.


Für den Winter kannst Du Dir auch Winterportulak von einem Samenhändler besorgen lassen. Den kannst Du noch im November/Dezember aussäen und empfängst dann acht Wochen später das erste Grün. Viermal wächst es noch nach! Als Städter magst Du es auch in einer stillen Ecke des Friedhofs oder eines Parks anpflanzen - keiner wird es Dir wegnehmen! Ich sammele immer zur Reifezeit den Löwenzahn-Samen und säe ihn an stille Plätze und Wegränder aus, an denen ich vorbeilaufe - so finde ich stets genug frischen im nächsten Jahr. Doch emporwachsen tut er nur dort, wo die Natur ihm die rechten Bedingungen dafür gibt.

Hilf stets mit, der von den Menschen so geschändeten Erde mehr Natur zurückzugeben. Begrüne Gartenlaube und Haus, gib der Erde Abfälle, Rasenschnitt (zum Mulchen) und Laub zurück.

Wer nun mitten im Kern einer Großstadt wohnt und wirklich keine Pflänzlein Unkraut auftreiben kann - ganz nehme ich das keinem ab! -, der mag sich auf dem Balkon oder Fensterbrett wenigstens giftfreies Grün selbst ziehen. Kresse keimt schon nach 14 Tagen aus, wenn Du den Samen (vorher drei Stunden einweichen!) nicht zu tief in naturbelassene, gute und lockere Muttererde pflanzt. Sorge für eine Temperatur, die nicht unter und nicht über 25° liegt und daß die Pflanzen in nicht zu feuchter und nicht zu trockener Erde wachsen. Im Winter kannst Du fehlende Sonne durch eine Infrarotlampe ersetzen. Du kannst auch Wildpflanzensamen kaufen! Beim Sauerampfer mußt Du aber, sobald er durchbricht, den Blütenstengel abzwicken, sonst wachsen zu wenig Blätter nach. Wenn dir das zuviel Arbeit macht:

Vielen Stadtbewohnern ist es auch möglich (auf Hinterhöfen oder Flachdächern), Beete in Kübeln, Blumenkästen oder Kisten anzulegen, um dort urzeitnahe Garten- oder Kapuzinerkresse anzupflanzen, von denen man im Sommer die Samen sammeln kann. Denk daran:

Sonnenbestrahltes, chlorophyllhaltiges Grün muß täglich in Deinen Körper hinein! Wir Menschen kommen aus dem Baum. Und da Blätter und Früchte in ganz frühen Tagen des Menschwerdens die Hauptnahrungsquelle der Vormenschen darstellten, darum sind Blätter aus den Bäumen möglicherweise noch wertvoller, noch stärker gesundmachend und -erhaltend für Dich!

 

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